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Abends aufbleiben für „Verdict Revised“

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Montagabend ist mein Krimiabend. Nach „Inspector Barnaby“ muss ich mich noch mühsam um eine weitere Serienfolge wachhalten, denn um 23:25 Uhr schließlich läuft „Verdict Revised.“ „Die folgende Sendung ist für Zuschauer unter 16 Jahren nicht geeignet“ reißt mich die Stimme der Sprecherin aus meinem Dämmerschlaf. Na endlich.

„Verdict Revised“ ist eine Besonderheit unter den Krimiserien. Es ist nicht, wie üblich  die Kriminal-Polizei die kurz nach einer Straftat ermitteln. Hier steht die Arbeit von Juristen im Vordergrund. Der Plot in Kürze: Der erfolgreiche Anwalt Markus Haglund hat sich durch seine Alkoholsucht und sein persönliches Verhalten selbst ins berufliche Abseits katapultiert. Eine einflussreiche Kollegin gibt ihm noch eine Chance: Er erhält eine Stelle als Jura-Professor an der Universität Uppsala. Hier nehmen er und seine Studenten die Hilfegesuche von Mandanten an, die sich zu Unrecht verurteilt sehen. Er und sein vierköpfiges Team (die Männer Elal und Roger und die Frauen Anna und Fia) rollen den jeweiligen  Fall im Nachhinein noch einmal auf.  Die Geschichte setzt also da an,  wenn der vermeindliche Täter bereits hinter Gittern sitzt.

Die Hauptfiguren sind mir ans Herz gewachsen und mit einer Weile kennt der Zuschauer ihre Charakter-Eigenschaften. Roger ist der Kindskopf in der Serie. Er flackt sich bei der Hausdurchsuchung eines Verdächtigen erst mal vor den laufenden Fernseher: „Oh cool, guck mal, da läuft „Das kleine Gespenst Laban“, das habe ich als Kind immer so gerne gesehen.“ Auch für Süßes ist er immer zu haben. In den entscheidenden Momenten reagiert er jedoch  geistesgegenwärtig. Zum Beispiel als eine psychophatische Kidnapperin ihn erst scheinheilig gastfreundlich in ihre Wohnung lässt und  dann versucht, ihn in ihrer Küche mit vergiftetem Kaffee außer Gefecht zu setzen. Überhaupt: Jemandem einen tödlichen Tablettencocktail in seinen köstlich frisch aufgebrühten Kaffee zu panschen-in Schweden scheint das der perfekte Mord zu sein.

Die Hauptfigur Markus Haglund (gespielt von Mikael Persbrandt) ist wohl das, was man in der Literaturwissenschaft als Antihelden bezeichnen würde. Er  liegt im ständigen Clinch mit seinem Erzrivalen Thomas, ebenfalls Uniprofessor.  Klar, auf einer schwedischen Uni-Veranstaltung und dem anschließenden offiziellen Empfang mit den Worten: „Hallo Thomas, ich war grad´ auf Toilette und hab´ mir die Hände nicht gewaschen.“ und „Gibt´s hier Alkohol?“ aufzukreuzen, damit macht man sich nicht gerade Freunde. Für zusätzlichen Sprengstoff sorgt die Tatsache, dass die hübsche blonde Anna bei Thomas ihre Dissertation schreibt.
Thomas, sein Gegenspieler, versucht denn auch nun alles, um den alkoholsüchtigen Markus auszuschalten. Er taucht unerwartet bei ihm zuhause auf und zwingt ihn, per Ermittlungsverfahren, eine Urinprobe abzugeben. Markus, mit allen Wassern gewaschener Jurist, verschwindet im Nebenraum, nur um dort der gutmütigen Fia den Plastikbecher hinzuhalten und sie mit einem Dackelblick zu fragen: „Duhu, Fia, kannst du mir einen Gefallen tun…?“ Wozu hat man Studenten.

Ich bin erst in der Mitte der Serie eingestiegen, als sie schon eine Weile lief, und es gibt einige Sachen, die ich einfach nicht verstehe: Läuft da jetzt was zwischen Fia und Roger, oder ist das einfach nur „gute Freundschaft unter Teamkollegen“? Und läuft da was zwischen Anna und Markus oder entscheidet sie sich doch für den smarten Elal? Warum ist der Originaltitel nicht auf schwedisch sondern englisch? Und warum ist die Serie in Schweden eigentlich bereits nach zwei Staffeln wieder abgesetzt worden?
Aber es sind ja gerade diese Fragen, die eine Serie so vielschichtig und somit interessant zum Anschauen machen. Nur: Etwas früher am Abend könnte sie schon laufen. „Verdict Revised“ läuft montagabends um 23:25 Uhr auf ZDF-neo.

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